Stichwort Polydaktylie: Verstehen, behandeln, besser mit ihr leben.
Wusstest du, dass fünf Finger oder Zehen nicht immer der Maßstab sind? Manche Menschen werden auch mit mehr geboren. Diese genetische Anomalie nennt man Polydaktylie. Sie tritt bei etwa einem von 1.000 Neugeborenen auf und kann isoliert oder als Teil eines Syndroms auftreten. Obwohl Polydaktylie in verschiedenen Formen vorkommt, beeinflusst sie meist nicht die Lebensqualität und kann erfolgreich behandelt werden.
Das sind die Ursachen und Formen.
Warum genau Polydaktylie auftritt, hat meist genetische Gründe. Eine der Ursachen kann eine Mutation während der Entwicklung des Fötus sein. In vielen Fällen ist Polydaktylie erblich und wird autosomal dominant vererbt. Das bedeutet: Gibt nur ein Elternteil das Gen weiter, kann das Kind die Anomalie entwickeln. Es gibt aber auch Fälle, in denen sie spontan, ohne bekannte familiäre Vorgeschichte, auftritt.
Die Polydaktylie unterscheidet sich in zwei Haupttypen: die präaxiale und postaxiale Polydaktylie. Die präaxiale Form tritt an der Seite des Daumens oder der großen Zehe auf und die postaxiale Form an der Seite des kleinen Fingers oder der kleinen Zehe. Es kann aber auch vorkommen, dass die zusätzlichen Finger oder Zehen zwischen den üblichen Gliedern positioniert sind.
Wissenswertes zu Diagnose und Behandlung.
Polydaktylie lässt sich in der Regel sofort nach der Geburt diagnostizieren, da die zusätzlichen Finger oder Zehen sichtbar sind. Eine detaillierte Untersuchung beleuchtet, ob die zusätzlichen Glieder funktionelles Gewebe enthalten oder nur aus Haut und weichem Gewebe bestehen.
Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen können helfen, das Ausmaß der Fehlbildung zu verstehen und die angemessene Behandlung zu planen. Diese hängt von der Art und dem Ausmaß der Anomalie ab. In vielen Fällen empfehlen Mediziner die chirurgische Entfernung der überzähligen Finger oder Zehen – vor allem, wenn sie stören oder später zu Problemen führen können. Um eine optimale Heilung und Entwicklung zu ermöglichen, wird solch ein Eingriff in der Regel im ersten Lebensjahr vorgenommen. Die meisten dieser Eingriffe haben ausgezeichnete Erfolgsraten und führen zu einer normalen Funktion und einem harmonischen Erscheinungsbild der Hände oder Füße.
Lebensqualität steigern und psychosoziale Herausforderungen meistern.
Polydaktylie ist zwar eine sichtbare Anomalie, dennoch hat sie in der Regel keinen direkten Einfluss auf die Gesundheit. Voraussetzung ist, dass sie richtig behandelt wird. Nach der chirurgischen Korrektur können die meisten Kinder ohne Einschränkungen in ihrer Aktivität und Entwicklung aufwachsen.
Allerdings brauchen Eltern und Kinder eine angemessene Unterstützung und Beratung. So können sie besser mit möglichen psychosozialen Herausforderungen umgehen, die aus ästhetischen und sozialen Reaktionen auf die Fehlbildung entstehen können.
Kurz gesagt.
Polydaktylie ist eine behandelbare Anomalie, die mit frühzeitiger Diagnose und angemessener medizinischer Versorgung erfolgreich gemanagt werden kann. Durch aufgeklärte Eltern und eine professionelle medizinische Betreuung können betroffene Kinder ein gesundes und erfülltes Leben führen.